Unsere ersten beiden Mentoring-Schulungen

Unsere erste Mentee-Schulung

Lange hatten wir darauf gewartet und gehofft, dass wir unsere erste Mentee-Schulung in Person werden abhalten können. Wir waren also überglücklich, als wir unsere Mentees am 27. August 2020 in den Räumlichkeiten der Stiftung der Evangelischen Gesellschaft in Zürich begrüssen durften. Die Schulung leitete unsere langzeitige Unterstützerin und Ehrenmitglied unseres Vereins, Anita Bäumli. Anita, die Geschichte, politische Wissenschaften und später auch Psychologie, Psychopathologie, Sozial- und Präventivmedizin in Zürich studierte, ist eine Kommunikationsspezialistin mit mehrjähriger Erfahrung in der Organisationsberatung und der Begleitung von Mentoringprogrammen.

Sie hatte unsere Mentees gebeten, sich im Vorfeld der Schulung Gedanken darüber zu machen, was sie für ihr Studium motiviert und was ihnen an ihrem angestrebten Beruf gefällt. Unsere Mentees tauschten sich rege über ihre Motivationen und Interessen aus. Es war sehr interessant, von den unterschiedlichen Beweggründen zu erfahren. Das Peer-Networking und das Lernen aus den Erfahrungen anderer sind wichtige Anliegen für uns und waren mithin auch Ziele der Mentee-Schulung. Die Schulung sollte ausserdem Raum bieten, um über persönliche Wünsche und Träume nachzudenken und von den Wünschen und Träumen anderer zu erfahren. Bei dieser Übung ging es auch darum, sich als Mentee nochmals bewusst zu werden, weshalb man bei SEET dabei ist und was man sich vom Mentoringprogramm erhofft.

Den zweiten Teil widmeten wir den individuellen Herausforderungen und Bedürfnissen der Mentees. Diese sprachen sehr offen und ehrlich über ihre Situation und über die Schwierigkeiten, denen sie im Schweizer Bildungssystem begegnen. Es wurde schnell deutlich, dass sie viele der Herausforderungen teilen. Anita ging auf die Probleme jeder Einzelnen unserer Geförderten ein und in der Gruppe diskutierten wir Lösungsansätze und planten mögliche nächste Schritte. Es entstand ein Gemeinschaftsgefühl und die Mentees konnten von den verschiedenen Perspektiven auf ihre komplexe Situation profitieren. Die Schulung bot ebenfalls Raum um Unsicherheiten anzusprechen und für das gemeinsame Erkunden alternativer Karrierewege.

Wir blicken zurück auf einen wunderbaren Abend, an dem viel gelernt und gemeinsam gelacht wurde. Wir danken unseren Mentees ganz herzlich für ihre Offenheit und Ehrlichkeit.

Unsere erste Mentorinnen-Schulung

Im Roten Raum der Frauen im Zentrum veranstalteten wir nur eine Woche darauf unsere erste Mentorinnen-Schulung. Seit dem Beginn des Mentoringprogramms im Frühjahr 2020, war dies der erste Anlass, bei dem sich die Mentorinnen untereinander und mit dem Team von SEET in Person treffen konnten. Es trug sehr viel zur Atmosphäre bei, dass wir uns physisch im selben Raum befanden und einander in die Augen schauen konnten. Die Schulung widmete sich der Rolle der Mentorin in der Mentoringbeziehung sowie den verschiedenen Verantwortungen, welche mit dieser Rolle einhergehen. Unsere viel geschätzte Arbeitskollegin, Anita Bäumli, hatte uns angeboten die Schulung durchzuführen.    

Unser Gespräch begann damit, dass jede Mentorin ihre persönliche Motivation reflektierte und der Runde mitteilte. Ein breites Netz an Beweggründen und Motiven wurde sichtbar. Anita ging auf unsere persönlichen Motivationen ein und fragte nach, woher diese kämen. Eine hervorgebrachte Motivation bestand darin, die Situation für beide Seiten, die Geflüchteten in der Schweiz sowie die Schweizer Gesellschaft und Wirtschaft, zu verbessern. Dies dadurch, dass es der Geförderten ermöglicht wird, ihr enormes Potential zu verwirklichen und in der Gesellschaft einzubringen. Eine andere Mentorin erzählte davon, wie sie dank SEET erkannt habe, dass sie als Studentin auch etwas beitragen könne, was ihr zuvor nicht bewusst war. Wenn sie eine Person durch die Aktivierung ihres Netzwerkes und durch das Weitergeben eigener Erfahrungen unterstützen könne, so wolle sie das unbedingt. Eine dritte Mentorin zog ihre Motivation aus ihrer Empathie und ihrer Fähigkeit, Menschen zuzuhören und ihnen Mut zuzureden. Es vereinte sie alle das Interesse an anderen Menschen und an den Problemen und Schwierigkeiten in deren Leben sowie das Interesse daran, zur Verbesserung der Situation von Betroffenen beizutragen.

„Mit euren Motivationen gehen Erwartungen und Vorstellungen von Erfolg einher“, sagte Anita. Genau darin lag eine der zentralen Erkenntnisse dieses Abends. Die eigenen Motivationen bringen immer eine gewisse Erwartungshaltung mit sich. Letztere immer wieder zu hinterfragen, gehört auch zur Aufgabe der Mentorin. Wir schauten uns weitere Aufgaben der Mentorin an, wie beispielsweise das Aktivieren des eigenen Netzwerkes und das Korrekturlesen von Bewerbungsentwürfen, aber auch die Übersicht über den Fortschritt und die Entwicklung in der Beziehung zu bewahren. Es sollte immer wieder Raum geschaffen werden, um diese Entwicklung gemeinsam mit der Mentee zu reflektieren und zu besprechen. Somit wird sichergestellt, dass beide Mentoringpartnerinnen auf demselben Stand sind und sich immer wieder gegenseitig bestätigen, dass sie diesen Weg gemeinsam weiter gehen wollen. 

„Eine gut funktionierende Kommunikation beruht auf zwei Dingen“, so Anita, “feelings and needs.“ Sie paraphrasierte damit den US amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg. Es sei essentiell, sich nach den Gefühlen und Bedürfnissen seines Gegenübers zu erkundigen und ernsthaft daran interessiert zu sein. Anita machte uns ausserdem auf das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun aufmerksam. Demnach beinhaltet jede Aussage vier verschiedene Ebenen; die Sachebene, die Beziehungsebene, die Appellebene und die Ich-Ebene. Sowohl die Sprechende als auch die Zuhörende ordnen das Gesprochene respektive das Gehörte diesen vier Kategorien zu. Oft unterscheiden sich ihre Auffassungen und Interpretationen. Als Mentorin ist es folglich wichtig, sich dem bewusst zu sein und Missverständnissen durch Nachfragen aktiv vorzubeugen.

Wir tauschten uns auch über Schwierigkeiten aus und sprachen über das starke Verantwortungsbewusstsein, welches wir als Mentorinnen alle teilten. Es fühlte sich gut an, Gemeinsamkeiten zu erkennen und sich in der Gruppe darüber zu unterhalten. Anita erinnerte uns daran, dass die Verantwortung von beiden Mentoringpartnerinnen geteilt werde und nicht bei einer allein liege. Die Mentoringpartnerschaft ist letztlich Teamarbeit.

Vielen Dank unseren Mentorinnen, die sich so tatkräftig einsetzen. Ein riesiges Dankeschön geht an Anita Bäumli, die uns mit viel Einfühlungsvermögen und mit ihrer direkten und ehrlichen Art durch diese beiden bereichernden Schulungen geführt hat.